Freitag 14.07. Wolfratshausen - Bad Tölz

Nachtzug Berlin-München und S7 bringen uns nach Wolfratshausen. Nach dem Frühstück beim Bäcker, sowie Proviantbeschaffung geht's in die Stiefel und los immer an der Isar lang.

Ein alter Mann auf dem Fahrrad sieht uns mit dem 'Traumpfad'-Buch und fragt nach dem Wohin: es ist Ludwig Graßler himself. So fängt es gut an.

Dann zieht es sich aber auch gut hin. Den km-Angaben zufolge entfernen wir uns von Bad Tölz oder dieses rückt immer weiter weg von uns.

Die freundliche, alte Wirtin vom Gasthof Zantl erzählt uns beim Essen mehr vom Graßler: seine bisher letzte Venedig-Tour hat er noch vor 2 Jahren mit 80 gemacht.

Irmhild und ich schaun abends für ein Eis in die Altstadt am steilen Ufer der Isar. Es gibt dort sogar 'Stolpersteine' für vertriebene/getötete jüdische Bürger


Samstag 15.07. Bad Tölz - Tutzinger Hütte

Weiter an der Isar bis Arzbach und dann rein ins Gebirge. Hier war teilweise die Karte für die Wegfindung hilfreicher als das Buch. Sonst verhinderte nur eine etwas aufdringliche Bullenherde unseren Fortschritt.

Hans, der singende Wirt auf der Tutzinger Hütte schmeißt den Laden mit seinen Leuten effizient, bayrisch, freundlich. Ein sehr deutscher, abend- und hüttenfüllender Wandermännergesangsverein verhindert noch weitere Unterhaltung mit einer jungen Schweizerin (Venediggeherin) und ihrer Wandergenossin. So spielen wir halt Rummy.

Unsere Blasen, Druckstellen u.a. Wehwehs empfehlen uns, bereits den ersten Ruhetag für morgen zu planen.


Montag 17.07. Tutzinger Hütte - Vorderriß

210 € Gesamtrechnung auf der Tutzinger Hütte und Kaiserwetter zeigen wie's weitergeht: schön und teuer. Die Venediggeher können in der Menge aller Wanderer erkannt werden, weil sie 'das Buch' unterm Arm tragen und immer wieder auftauchen. Sie kaufen in der Jachenau im einzigen Laden zur richtigen Zeit ein und treffen sich am Abend im Matratzenlager des Gasthofs Post. Es gibt auch schon einen Aussteiger: Anästesist mit Blasenleiden!

Das Frühstücksbuffet ist erwähnenswert.


Dienstag 18.07. Vorderriß - Karwendelhaus

Auf Vorschlag von Jens gehe ich mit ihm die Tippvariante über die Bärenalp, während Irmhild und Annette die Standardvariante einschlagen, die ziemlich lang über Teerstraße führt. Bis Vorderriß können sie aber im Gepäckauto einer Meditationswandergruppe fahren, die uns noch bis ins Pustertal begleiten wird.

Unser Weg ist lang, aber leichter zu finden als im Buch angekündigt.

Von weitem kann man nach der Bärenalp das Karwendelhaus sehen. Der Weg dahin aber auf und ab durch schwer gehbaren Latschenwald zieht sich nach dem bisher Geleisteten derart hin und auch unerwartet, dass wir erst um 19 Uhr am Ziel, aber auch am Ende sind.

Wegen des drohenden Küchenschlusses haue ich noch vor dem Duschen eine Spaghettiportion rein, die mir den Rest gibt - ein Ereignis, das mir (und denen, die mich kennen) völlig fremd ist.

Ein voll belegtes Matratzenlager mit kurzer Strecklänge und mit ebenso kurzer Ruhephase, weil die Ersten offensichtlich schon bei Sonnenaufgang ins Schlauchkar wollen, rundet den Tag ab.

Die Hüttenorganisation beruht hier wie auf den anderen bisherigen DAV-Hütten auf Karten, in denen Verzehr und Services eingetragen werden. Sie wird aber im Karwendelhaus im Vergleich mit den anderen wenig effizient gehandhabt. Frühstück mager.


Mittwoch 19.07. Karwendelhaus - Halleranger Hütte

Noch so ein 10-stündiger Wandertag bei voller Sonneneinstrahlung.

Geröllhalden hoch und runter. Annette musste von einem Mitwanderer mit Seil aus einer rieseligen Halde befreit werden. Ich musste bewegungslos an anderer Stelle verharren, bis keinem Nachfolgenden mehr der Steinschlag drohte, den ich mit jeder Bewegung auslösen würde. Solche Dinge passierten, wenn man mal ganz kurz vom markierten, sonst aber kaum erkennbaren Pfad abwich. Wie wäre dies bei schlechtem Wetter mit Nebel verlaufen?

Die vom Schlauchkarsattel (2639 m) unproblematisch erreichbare Birkkarspitze (2749 m) ersparte ich mir angesichts des noch langen vor uns liegenden Abstiegs bis zur Isar. Seit gestern merke ich, dass ich ein rechtes Knie habe, was mir bisher noch nicht aufgefallen war. Die Aussicht auf den Alpenhauptkamm war auch vom Sattel schon wunderbar und weitreichend.

Das Schmelzwasser des Firneises und das Eis selber zum Lutschen kühlen mein geschwollenes Zäpfchen. Mit einer Wasserflasche wäre ich sonst nicht hingekommen.

Annette macht Abstiege sehr langsam, so dass wir am Nachmittag vereinbaren, dass ich ins Halleranger Haus vorausgehe, um unsere Reservierung zu sichern und Irmhild und Annette sich den Weg beliebig bis Sonnenuntergang einteilen können.

Am Ziel gibt es sonderbarer Weise gar keine Reservierung. Plätze sind aber genug vorhanden. Dann fällt mir ein, dass ich vielleicht in der nahe gelegenen gleichnamigen Alm reserviert habe. Der Nummernspeicher meines Handys beweist dies und ich muss dort stornieren. Irmhild und Annette kommen trotzdem im richtigen DAV-Haus an und sind ebenfalls geschafft.


Donnerstag 20.07. Halleranger Haus - Hall i. Tirol

Das nette Bamberger Paar vom Abend vorher begleitet uns bis zum Lafatscher Joch, von dem aus es nur noch abwärts ins Inntal geht. Mein Knie funktioniert leidlich, wenn ich es immer soweit wie möglich ohne Last durchbeuge. Das bedeutet für mich, dass es in Ordnung ist und zerstreut damit Befürchtungen, dass wegen möglicher Schäden ein Abbruch der ganzen Unternehmung droht. In Hall planen wir auch wieder einen Ruhetag.

Der Abstieg, obwohl lang, ist aber gut gehbar und schattig und nach einer Rast in St. Magdalena geht alles wie von selbst. Die langweilige Straße durch Absam nach Hall hinein sorgt aber dann dafür, dass auch dieser Tag seine Mühen hatte und wir sind froh, dass wir nach der freundlichen, kompletten Vermittlung im Touristenbüro von Hall mit dem Bus direkt nach Tulfes zum Gasthof Glugenzer fahren können, von dem aus Annette morgen die Heimreise antreten wird.

Am nächsten Morgen fährt zwar Annettes Bus in die eine Richtung, in die andere Richtung - nach Hall, wo wir her kamen und hin wollen - kommt aber kein Bus. Mit Trampen, Laufen und Bahn von Wattens kommen wir irgendwann nach Hall, schauen es an, kaufen mir eine Mütze gegen die Sonne und genießen den Rest des Tages im ruhigen Tulfes.


Samstag 22.07. Tulfes - Lizumer Hütte

Einen ganzen Tag sparen wir ein, indem wir mit der Seilbahn aus dem Inntal wieder hochfahren. Ab da geht es sich prächtig, manchmal sehr luftig, wie es im Buch steht, hoch über dem Tal an der Höhenlinie entlang bis zum Naviser Jöchl. Dann zieht es sich wieder hin und unklare Hinweise im Buch ab den Muliställen, die zu den Kasernen des ausgedehnten Militärgebiets gehören, bewirken, dass wir den letzten, kurzen Weg zur Lizumer Hütte nicht finden und dort erst kurz nach 19 Uhr eintreffen. Wir kriegen trotzdem ein gutes Abendessen und ein 4-Bett-Zimmer zum Lagerpreis.


Sonntag 23.07. Lizumer Hütte - Tuxer Joch-Haus

Diese Etappe ist erträglich in der Anforderung. Die Wege, Steine und Berge der Zentralalpen fühlen sich wieder ganz anders an und die Geröllhalden sind leichter zu gehen als in den Kalkalpen. Die weiten Täler und die Fernblicke auf die z.T. schneebedeckten Berge sind wunderschön. Schon ab gestern gibt es auch Murmeltiere oft zu hören und manchmal zu sehen.

Das Tuxer-Joch-Haus hat eine große glas-überdachte Terrasse, was ganz praktisch ist, weil es am abend erstmalig zu regnen beginnt. Standardessen bleibt Spaghetti mit roter Soße und Wein der gleichen Farbe.


Montag 24.07. Tuxer-Joch-Haus - Dominicus Hütte

Hauptattraktion war die ganz schmale Friesenbergscharte mit viel Personenverkehr - alle wollten bei äußerst beschränktem Platz pausieren, essen, telefonieren, fotografieren, ... Ich kann das nicht zu lange ansehen, weil mir die Absturzgefahren (meine und die der anderen) nach beiden Seiten den Nerv rauben. Michaels Hund scheint schwindelfrei zu sein, während ich ihm nur schwindelnd zusehen kann. Der Abstieg ist zum Glück Drahtseil-gesichert mit nur kurzen freien ('ausgesetzten') Übergängen.

Wir sind zwar die Langsamsten, aber unterschiedliche Pausen lassen die Gruppen immer wieder einander begegnen. Die gefühlte Anstrengung und Verausgabung, die man abends hört und ausdrückt, scheinen bei allen aber vergleichbar zu sein.


Dienstag 25.07. Dominicus Hütte - Stein/Sasso (Südtirol)

Heute überschreiten wir nach leichtem Anstieg das Pfitscher Joch und damit die Grenze zu Italien. Südtirol zeigt sich in voller Schönheit und entsprechend der kurzen Tour (nur 5 Std.) mit Schlafpause am schattigen Plätzchen fühlt sich das ganze wie ein Urlaubstag an. Käffchen am Nachmittag, zum Abendessen schon gut erholt - das ist neu.

Die weiteren Reservierungen für einen, höchstens zwei Folgetage sind immer unproblematisch - auch ohne Handy (meins ist für 'international roaming' nicht freigeschaltet).

Stein/Sasso scheint fast nur aus den beiden Gasthöfen 'Bartlhof' und 'Gasthof Stein' zu bestehen, die sich gegenseitig die Venediggeher neiden - schade!


Mittwoch 26.07. Stein - Pfunders

Wieder hoch: langsamer, langer Aufstieg zur Gliederscharte, wo schon die Meditationswandergruppe meditiert und langsamer, langer Abstieg nach Pfunders.

Andreas aus Berlin, Kufsteiner Str., also 5 Min. weg von uns wohnend, ist heute unser Begleiter.

Die Wanderung fällt mir schwer, weil sich wieder mein Rücken meldet. Der Rucksack ist zu schwer und ich warte dringend auf Vintl, wo ich überflüssiges Gepäck zur Post geben kann.


Donnerstag 27.07. Pfunders/Vintl - Kreuzwiesenhütte

Das mit der Post in Vintl war gar nicht so einfach.

Wir fuhren bei Regen von Pfunders mit dem Bus dorthin, weil ein Großteil des Wegs verkehrsreiche Teerstraße sein sollte.

Ein normales Paket hätte ca. 48 € gekostet. Ein 2 kg Päckchen kostete schon 9 €. Wir schickten 2 davon nach Hause und der Postmeister muss mehrmals wiegen, bis wir beide Päckchen optimal an die 2 kg-Grenze rangepackt haben. Ich bin sehr erleichtert, mein Rücken auch.

Die Zivilisation in Vintl bringt neue Telefonkarten mit sich und wir können Johanna und Otto ausführlich sprechen.

Die Kreuzwiesenhütte ist ein Kleinod. Man hat die alte Hütte mit einem Holzbau umgeben, erweitert, sehr stilvoll, handwerklich perfekt und wie uns gesagt wird, mit Holz der Umgebung.

Von der Hütte aus sieht man deulich die wieder ganz anderen Zackenformen der Dolomiten. Wir haben den Alpenhauptkamm überschritten.

Die Wirtsfamilie ist sehr freundlich. Die jüngsten, ein Zwillingspaar (heute nur einer), spielen abends Akkordeon zum Abendessen. Mein mitgetragenes Aldi Frühstücksfleisch findet dabei mit Schüttelbrot und Salat ein viel belachtes Ende.

Das DZ mit Dusche und WC ist sehr neu und selbst das lang anhaltende Gewitter stört nur beim Einschlafen.


Freitag 28.07. Kreuzwiesenhütte - Schlüterhütte

Den ganzen Tag wandern wir auf die Dolomiten zu und am Nachmittag vom Würzjoch aus, auf dem die Welt mit Autos und Rennrädern versammelt ist, in sie ganz hinein auf die Peitlerscharte.

Um 20:30 werden die Notlager auf der Schlüterhütte verteilt, die wir noch kurz vor einem Gewitterguss erreicht hatten, und wieder haben wir Glück: ein Doppelzimmer für uns allein.

Bis wir es beziehen können geben uns Alexandra, Thomas in ihrem Zimmer Gepäck-Asyl und Wolfgang und Matthias, die angehenden Polizisten, reservieren uns Plätze am Gruppentisch. Ich kann dafür die nächsten Nächte für die anderen telefonisch reservieren.


Samstag 29.07 Schlüterhütte - Grödner Joch (Gasthof Frara)

Der erste Regentag. Mein Regencape reißt schon an der ersten Kletterpartie, weil ich die Hände rausstrecken muss.

Die Gegend, die wegen der schönen Ausblicke im Buch gelobt wird, versteckt sich in Nebel und Wolken. Die Puez Hütte kommt nicht, die Zeitangabe im Buch ist völlig unrealistisch. Irmhild lässt auch einmal ihre Brille an einem Pausenplatz zurück - Pech: zum Ausgleich spüren wir mal beim Zurückgehen, wie sich das Wandern ohne Gepäck anfühlt. Das Hans-im-Glück-Gefühl ist unbeschreiblich. Kurz vor Erreichen des Gasthofs Frara rutscht Irmhild noch mit Hose und Rucksack in den aufgeweichten Lehmboden.

Untergebracht sind wir zwar in einem Vielbett-Zimmer, aber es sind bezogene Betten und es gibt Handtücher und am Morgen ein reichhaltiges Frühstücksbuffet.


Sonntag 30.07. Grödner Joch - Boë-Hütte

Wieder Sonne, wunderbare Ausblicke, bizarre Sella. Schon mittags sind wir in der Hütte, auf der ein Betrieb wie beim Skifahren herrscht.

Nach dem Mittagsschlaf geht's auf den Piz Boë (3150m) auf dem vom Wirt empfohlenen neuen Weg. Der geht nach einem Klettersteig über einen Grat, dem wir nicht gewachsen sind. Angst kommt auf. Zum Glück brauchen wir nicht zurück, sondern können auf einen tiefer gelegenen Pfad absteigen, der wenigstens nur nach einer Seite Abstürze ermöglicht.

Der Gipfel entschädigt mit seiner Rundsicht für alles.


Montag 31.07. Boë-Hütte - Fedaja See

Die Boë-Hütte und -Nacht war bisher die 'echteste': keine Dusche, Stehklo, Doppelstockbetten, bei denen der Dachbalken ein Ausstrecken verbot, vollbelegte große Lager mit allen Begleiterscheinungen und nachts Regengetrommel auf das Blechdach. Um 6 Uhr hatte die Qual ein Ende, wenn man das Warten auf das spartanische Frühstück bis 7 Uhr nicht dazu rechnet.

Aber dann ein bequemer einstündiger Weg zur Seilbahn auf den Passo Pordoi. Die anderen gehen die Pordoi-Scharte runter. Bei herrlichem Wetter geht es dann auf dem Bindelweg, die Marmolata immer voll im Blick bis zum Fedaja See.

Der Bindelweg vom Pass Pordoi zum Fedaja See zieht Busladungen von Wanderern an.

Der Abstieg zum See ist nicht zu lang, so dass wir trotz langer Pause an einem schönen Flecken am frühen Nachmittag in der Cima Undeci (11) ankommen.


Dienstag 01.08. Fedaja See - Alleghe

Es geht die lange Ski-Abfahrt nach Malga Ciapela runter - allerdings wesentlich langsamer als damals mit Skiern. Es regnet sich ein.

Das stört diesmal weniger, weil gleich die Sottoguda-Schlucht kommt, wo es auch bei schönem Wetter keine Aussicht gibt.

Irmhild versucht mit der Alexandra-Truppe Schritt zu halten, was ihr knapp gelingt und ihr dafür am nächsten Tag Muskelkater beschert.

In Alleghe machen wir im **-Hotel LaNava wieder einen Ruhetag, den wir bitter nötig haben. Der letzte Abend mit der Alexandra-Gruppe in der Pizzeria führt sogar zu Gesprächen, die über die Tageseindrücke und -bedürfnisse hinausführen. Eine Seltenheit, die zeigt, dass wir doch schon länger eine Gruppe sind.


Donnerstag 03.08. Alleghe - Belluno

Die geplante Auffahrt mit der Gondel zur Ciavetta fällt buchstäblich ins (Regen)wasser. Kein Gondelbetrieb wegen des Wetters. Keine Sicht, keine Lust auf Hochgebirge. Wir warten auf den Mittagsbus nach Belluno. Kurz vor seiner Ankunft bewegen sich die Gondeln doch. Wir, nix wie hin: Pustekuchen, es war eine Kontrollfahrt. Wir wieder zurück zum Bus. Andreas aus Berlin steigt aus, wir ein und mit einer Stunde Fahrt haben wir Ciavetta und Schiara umrundet.

Unterwegs steigen viele 'Venediger' ein, die von der Bianchet Hütte kommen und die Schiara umgehen. Unter ihnen auch Christian.

Jens und Siegfried sieht man auf der Straße streng nach Prinzip 'zu Fuß über die Alpen' im Regen latschen. Wir treffen sie abends in Belluno.


Freitag 04.08. Belluno - Col Visentin (Refugio No. 5)

Etwas umständlich gelangen wir von Nevegal auf den Col Visentin (1763m), einen Hausberg der Belluneser und einer der letzten Voralpenberge. Als erstes sehen wir dort durch ein Fernrohr auf den Campanile vom Markusplatz in Venedig - das Ziel, für das wir noch 5 Tage wandern müssen. Nicht über Berge, aber lange, lange Wege.

Auch und besonders am Abend ist der Blick auf die Ebene bis zur Adria mit den vielen Lichtern beeindruckend.

Die Hütte mit offenem Herd und der Atmosphäre der 5. Artillerieeinheit, die ihr den Namen gegeben hat, ist ziemlich singulär. Die Matratzen und Decken sind wohl auch noch aus Weltkrieg II. Für eine Übernachtung zahlen wir hier 30 €, 5 € mehr als morgen im Vollkomfort-Zimmer.


Samstag 05.08. Col Visentin - Tarzo

Langer Abstieg in die Ebene über schöne Almen und lange noch die Dolomiten hinter Belluno im Blick. Frischer Schnee liegt auf den Spitzen.

Im Hotel Ai Pini kriegen wir von der Wirtin eine Empfehlung für eine Privatadresse in Venedig zum Übernachten. Das dick angesagte Fiesta de L'Unita scheint nicht stattzufinden. Zum Fest der Auswanderer ist es uns zu weit. Zum Glück können wir uns vor dem Sonntag abends noch mit Proviant versorgen.


Sonntag 06.08. Tarzo - Ponte de Priula

Sehr schöne Wanderung aus Tarzo raus durch Hügel, Gärten, Weinberge und zum Schluss auf den Piave Damm. Das Albergo de Ponte ist sonntags geschlossen, aber da wir unsere angekündigte Ankunftszeit 18:00 Uhr ziemlich einhalten konnten, ist jemand zur Stelle.


Montag 07.08. Ponte de Priula - Bocca Callalta

Immer weiter auf dem Piave Damm bis Masaré. Dannach gibt es ein Problem mit der Wegfindung und Streit darüber. Irmhild will nicht aufs Geradewohl nach Sonnenstand und ungefährem, aber nicht sichtbaren Flussverlauf durch Felder laufen, die auch oft wegen tiefer Kanäle keinen graden Weg erlauben. Also erstmal zurück. Beim zweiten Anlauf klappt es. Was die Wegfindung betrifft und die Einigung darüber war dieser Fall einmalig für die gesamte Wanderung.

Ein erfrischendes Bad in der frisch plätschernden Piave gibt neue Kraft. Es ist nur erstaunlich, dass morgen, nicht weit entfernt von dieser Badestelle die Piave schon nicht mehr frisch und ziemlich voll und träge dahinfließend zu sehen ist.


Dienstag 08.08. Bocca Callalta - Jesolo

Weiter und weiter auf dem Piave Damm.

Als diese nach einem Seitenkanal, den wir über eine Pontonbrücke überqueren müssen, direkt an der Küste entlangfließt, bleibt uns für 2 Stunden der Marsch auf einer Teerstraße bis Jesolo leider nicht erspart.


Mittwoch, 09.08. Jesolo - Venedig

Heute, an Johannas Geburtstag, das Finale. Heute werden wir Venedig erreichen.

Das macht das Laufen auf dem langen Lido di Jesolo (Via Fausta) leichter. Vorher nehmen wir noch das erste Bad in der Adria. Fast alle 'Venediger' der letzten Tage sind an der Anlegestelle nach Venedig hinüber. Auf dem Markusplatz knallen die Sektkorken.

Der Mensch, von dem wir die Privatadresse aus Tarzo, Ai Pini, haben holt uns ab.

Der Rest ist Tourismus pur, das davor war Masochismus pur und mit dem ist jetzt endgültig Schluss.