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Vlorë - Sarandë
Freitag 16.9.
Friedhof     Abfahrt   vom Pass   Feigen kaufen   Envers Buncker  
Vom Strand aus finde ich die Küstenstraße Richtung Süden / Sarandë leicht. Ich vergewissere mich aber immer wieder durch Fragen, ob die Richtung stimmt. In den Orten sind Haupt-, Nebenwege und Abzweigungen nicht zu unterscheiden, geschweige denn ausgeschildert.
Der Pass über das Küstengebirge hat es doch in sich. Es gibt sogar Abschnitte, an denen ich erstmalig schieben muss, auch wenn der kleinste Gang dieselbe Geschwindigkeit ermöglicht. Zum Glück ist die Straße bis nach der Passhöhe sehr gut, obwohl kein Verkehr ist. Ich kann dadurch die viel schönere Landschaft der Berge wirklich genießen. Sie ist doch deutlich sauberer und ursprünglicher. An Menschen trifft man fast nur Ziegen- und Schafhirten an. Dafür musste ich heute zum zweiten Mal einen Hund mit Pfefferspray abwehren.
Nach dem Pass geht es in grandiosen Kehren und ebensolcher Aussicht auf die Küste weiter. Dann aber wird meine Erwartung auf einen graden Weg nach Sarandë, das von Vlore 130 km weit weg sein soll, zunichte gemacht. Die Straße führt z.T. steil über alle Küstenberge und tief eingeschnittenen Flusstäler bergauf und bergab, meist bei schlechter Oberfläche.
Direkt nach der Passabfahrt fahre ich wieder ganz runter zum Meer, weil ich dachte, dass dort die Küstenstraße weiter geht. Aber denkste! Leute, die ich frage, deuten mir an, ich müsste wieder hoch und zurück zur Straße, die über die Berge nach Sarandë führt. Also kehre ich um und klettere wieder hoch in brütender Hitze. Da überholen mich die Leute, die ich gerade gefragt habe in einem Pickup und bieten mir an, mich mitzunehmen. Ich nehme dankend an. Das Rad und ich liegen, bzw. sitzen auf der Ladefläche und bei der folgenden Fahrt über schlechte, kurvenreiche Straßen bergauf, bergab, weiß ich nicht, ob mir das Fahrrad leid tut oder ich mir, weil wir beide durchgeschüttelt werden und ich fast Muskelkrampf vom Festhalten kriege. Mir ist aber auch in jedem Moment klar, dass ich für jeden Kilometer froh sein muss, der mich dem Tagesziel näher bringt. Ohne diesen Transfer, der im nächsten Badeort am Meer zunächst zu Ende ist, weil die Leute eine Pause machen wollen von ca. 1 ½ Stunden. Sie bieten mir aber an, mich danach weiter mitzunehmen. Ich lehne angesichts der Verkrampfungen und Ängste ob des Fahrstils auf enger bergiger Strecke dankend ab und hoffe, dass damit das Gröbste überstanden ist. Wahrscheinlich war es das auch, selbst wenn noch einige steile und schlechte Stücke kommen. Bei einem der letzten Bergstücke hänge ich mich an einen Bagger, der kaum schneller ist als ich, der mir aber mit sehr viel weniger Anstrengung über den Berg hilft. Hinter dem Bagger fühle ich mich auch ziemlich sicher, denn in jeder Kurve muss jedes entgegen kommende Fahrzeug erst einmal bremsen.
Diese Fahrhilfen nehme ich als Zeichen, dass ich heute noch in Sarandë auf die Fähre komme, damit ich morgen früh Irmhild am Flughafen in Korfu-City empfangen kann. Aber nach einer Irrfahrt in Sarandë aufgrund falscher / falsch verstandender Hinweise, wird mir gesagt - morgen wieder, genauer: 9:30.
Also nehme ich ein Hotel direkt am Hafen für € 15,-, nachdem ich tatsächlich noch einen Bankomat, der auch Euro ausgibt gefunden hatte. Das hatte ich in Vlore, das viel größer als Sarandë ist, nicht geschafft. Es war aber auch bitter nötig, weil ich weder Euro noch Lekke mehr hatte.
Nach diesem Tag konnte ich geduscht und ordentlich gekleidet in einem Café mit Espresso, Wasser, Blick aufs Meer und den (fast)Vollmond das übliche abendliche Flanieren der Leute wirklich geniessen.

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